Der Herbst schreitet voran....
News vom 20. September 2016
Verehrte
Schaulustige ! Der Herbst schreitet voran, hier eine Auswahl an
aktuellen Neuheiten, es gibt darunter auch einige Alben mit Vorab-Datum
(Vö), die dann fristgerecht eintreffen werden. Noch 14 Tage ist der Rec
Rec Shop offen, dann 2 Wochen Herbstferien vom 10. bis 22. Okt, wovon
eine Woche an der neuen Website 2017 gearbeitet wird, die andere Woche
sind wir in Hamburg und Umgebung. Demnächst folgen noch überraschende
News zur Website, beachtet bitte das nächstfolgende Rundmail. +++ Ein
Artist aus der Schweiz mit breitestem Oltner Dialekt, hat die letzten 15
Jahre zur Verschönerung von Europa beigetragen. Gebt in die
Suchmaschine den Namen Robithedog ein, drückt auf Bilder, und die Sonne
geht auf... Ihm räume ich heute den prominentesten Platz ein, sowie
einem umwerfenden neuen Buch über ERIK SATIE, von einem Zürcher in
Berlin. Danke für Eure bisherigen Besuche und Anrufe im Jahr 2016. Wer
jetzt seine lange gehorteten Bestellaufträge oder Blitzbestellungen
loswerden möchte, die Gelegenheit ist günstig !
Keep In Touch & Beste Grüsse Veit
TOMAS
BÄCHLI "Ich heisse Erik Satie wie alle anderen auch" (Verbrecher
Verlag, Berlin) Buch 28.- plus CD 77 Min 10.- Fr inkl. Porto Buchtaufe
mit Konzert Tomas Bächli / Eva Nievergelt, Montag 17. Okt 2016 im
Cabaret Voltaire Zürich 20 Uhr
"Suchen Sie, Mademoiselle. Der, der sie liebt, ist nur zwei Schritte entfernt." Erik Satie, 1914
Der Zürcher Pianist TOMAS BÄCHLI (*1958) lebt in Berlin und beglückt uns
in dieser rund 90-minütigen Lektüre mit einem allumfassenden Wissen
über den rätselhaften französischen Komponisten ERIK SATIE (1866-1925),
der kürzlich 150 Jahre alt geworden wäre. Bächli nähert sich dem Thema
von den verschiedensten Seiten und beleuchtet das Werk sowie die Person
Satie mit zahlreichen vertieften Werkstudien und faszinierenden
Fachgesprächen, die auch musikalische Laien anzusprechen vermögen.
Interviews mit Silvia Vontobel (sozialpsychiatrische Betreuerin),
Hildegard Keller (Literaturwissenschaftlerin), Eva Nievergelt
(Sopranistin) oder den Komponisten Juan Allende-Blin und Roland Moser.
Das Buch ist ein Konzentrat, Bächli hat sich über 35 Jahre mit Satie
befasst, er verdichtet die Materie, statt sie breit auszuwalzen, wie es
minder begabte Autoren handhaben würden. Besonders beglückend: die
Beleuchtung des Spätwerks "Socrate" (1919, for voice and small
orchestra), welches übrigens auch von Radio Osaka / Sonar-Gitarrist
Stephan Thelen sehr geschätzt wird. Bloss in zwei Punkten unterscheidet
sich Bächli von meiner persönlichen Auffassung. Sehr wohl hat die
Verwendung von Satie in der Werbung seiner Reputation geschadet. Das
überstrapazierte Klavierwerk "Gymnopédies" (1888) höre ich mir z.B. gar
nicht mehr an, schon gar nicht von neuen Interpreten. Und unerklärlich
ist mir Bächlis Abschwächung der fünfteiligen Kammermusik "Musique
d'Ameublement" (Seite 131 ff.), deutlicher Vorläufer der Minimal Music
der 1960er Jahre. Bächli nennt sie "Repetitive Pattern, die einem auf
die Nerven gehen (..) Als Hintergrundmusik taugt diese Musik nicht, in
einem Lokal würde sie die Gästevertreiben".. Aber trifft dies nicht auch
auf das berühmtere Klavierstück "Vexations" zu, welches 840x wiederholt
werden soll? Sobald wir das Werk "begriffen" haben, steht es uns frei,
die Stopptaste zu drücken.. Die knapp 12-minütige Aufführung von drei
Teilen der "Musique d'Ameublement", die Marius Constant 1981 mit dem
Ensemble Ars Nova für Erato einspielte, gehört für mich zu den schönsten
und unvergesslichsten Begegnungen mit der Musik von Erik Satie. -Fazit:
An diesem Buch wird zukünftige Satie-Forschung nicht herumkommen, eine
englische Übersetzung wäre begrüssenswert.
Ab Ende Okt 2016 in den Kinos: WILD PLANTS, mit unserem Zürcher Freund,
Guerillagärtner, Koch und Wildpflanzensammler MAURICE MAGGI in einer der
Hauptrollen. Regie: NICOLAS HUMBERT, uns sehr bekannt durch
Meisterwerke wie "Step Across The Border" (90) oder "Middle Of The
Moment" (95) -
Verleih Look now!
Eine kurze Homage an den verstorbenen Schweizer Street Artisten
ROBITHEDOG STREETART ... (1974-2016) .... Mit erst 42 Jahren ist der
sehr beliebte und international bekannte Streetartist Robithedog ende
August 2016 gestorben, ob es ein Unfall war, ist nicht bekannt. Das
Feedback auf Facebook war aber enorm. Erst am 29. Juli 2016 hatte der
Künstler seine erste "Solo Exhibition" in Hamburg (im "Urban Art Space")
eröffnet, er hat seine Werke verstreut und in ganz Europa platziert:
Athen, Bristol, Berlin, London usw. Aber in seinem "bürgerlichen Leben"
war er für mindestens fünf Jahre ein begnadeter LP/CD-Verkäufer im
Aussendienst, für einen kleinen Vertrieb im Welschland. Er kannte alle
Plattenläden der Schweiz und war rund 6-10x jährlich zu Gast in meinem
Rec Rec-Shop. Wir lachten sehr viel und haben uns gegenseitig updated,
über die neusten Dummheiten der Musikindustrie, sowie den aktuellenen
Klatsch über Platzhirsche wie Ex Libris, Musik Hug an der Bahnhofstrasse
(mit notorisch vertreterunfreundlicher Chefin) oder den unverschämten
"Promokosten-Beteiligungs"-Forderungen diverser Schweizer
Mediamarkt-Filialen. Er war ein Kenner der internationalen Sound
Sampling-Szene und vermittelte 2005 dem damals 70-jährigen BRUNO SPOERRI
einen Plattenvertrag mit dem renommierten UK-Label Finders Keepers
Records (u.a. die Alben "Glückskugel" und "Langstrasse zwischen 12 und
12"). +++ Seine Tätigkeit als Street Artist war zwischen uns nie ein
Thema, so verstand ich auch seine Grussbotschaft nicht im Januar 2014
(zum selben Zeitpunkt als sein Arbeitgeber das Handtuch werfen musste
und wir dadurch den Kontakt verloren), als eine unbekannte Person eine
elegante, rund 80 cm hohe Zebra-Mensch-Figur links am Eingang des Rec
Rec platzierte, signiert mit "Robithedog". Wie ein desinteressierter
Spiessbürger führte ich Selbstgespräche: "Was soll der Unsinn, hier
brauche ich Platz für Konzertplakate!" - bis mich ein ausgewiesener
Szenenkenner darauf aufmerksam machte, dieses Werk sei als Kompliment zu
verstehen. Erst kürzlich fand ich posthum den Zusammenhang heraus
zwischen den zwei Personen. Dino war gleichzeitig ein genialer,
kommunikativer, witzig subversiver und gemütlicher Zeitgenosse. Sein
bester Freund Linus schrieb ihm hinterher "Keiner auf dieser Welt hat
mich so zum Lachen bringen können wie Du. Keiner ... " und BRUNO SPOERRI
bedankte sich mit den Worten: "Rest in peace Dino - you recommended me
to Finders Keepers Records - I will be grateful for ever."
Veit F.Stauffer, 20. September 2016