Steff Signer. Die musikalische Biografie
Special Review vom 30. Juni 2024
Das Buch ist ein Ereignis, weil es fundiert einen Musiker, Komponisten und Lebenskünstler der Schweizer Musikszene beleuchtet, der diese Wertschätzung mehr als verdient hat. Das Buch ist ein Glücksfall, weil mit dem Autor Hanspeter Spörri ein Insider das Leben von Signer ausbreitet, ohne jemals das Terrain der Objektivität zu verlassen. Auch die Mitarbeit von Heidi Eisenhut (*1976) ist herauszuheben, Historikerin und Leiterin der Kantonsbibliothek Apenzell Ausserrhoden in Trogen. Dort wurde seit 2012 das ganze Archiv von Stefan Signer zugänglich gemacht, als vorbildliches Beispiel für einen „Vorlass“, später bekannt unter dem Namen „Nachlass". In ihrem anschaulichen und gewitzten Begleitwort erwähnt sie Figuren wie Urban Gwerder („Hotcha“), Mail-Artist H.R. Fricker oder Zappa-Illustrator Cal Schenkel. Eisenhut war verantwortlich dafür, dass im Buch Aufnahmen musikalischer Werke, Partituren, Bilddokumente und Videos auf den jeweiligen Seiten mittels QR-Code verlinkt sind. Sie gab mir auch die Erlaubnis, meinen Beitrag im Buch, geschrieben im September 2023, hier für Euch als Teaser zu verlinken.
Das Buch liest sich kurzweilig und informativ. Zu unserer Verblüffung tauchen folgende Personen in der Biografie auf: Lydia Bischofberger, später Drummerin bei Sarah Röben und Dangermice. Peter Vitzthum, später Spiritus Rector für die Zürcher Band Yello. Bo Katzmann (alias Reto Borer) als noch unbekannter Sänger in einem Ensemble von Stefan Signer. Saxofonist Alan Solomon (Warm Dust) tauchte frühe 1970er Jahre aus England in der Ostschweiz auf und war eine Inspiration. Spannend auch die frühe Freundschaft mit dem späteren ECM-Artisten Paul Giger („Alpstein“). Oder die Anekdote, wie er an einem Bankett in Deutschland mit Loki Schmidt über die RAF sprach. Umwerfend die Geschichte 1981 aus Kalifornien, als Signer zusammen mit Keyboarder Don Preston (Zappa) und Gitarrist Robbie Krieger (Doors) beinahe eine Band gegründet hätte. Witzig das Foto, als Signer sein Orchester mit einer Zahnbürste dirigiert. Fast nicht mehr bekannt ist die Tatsache, dass Signer von 1989-1994 Produzent war bei „Musikszene Schweiz“, und dort z.B. CDs von Corin Curschellas, No Secrets In The Family, Halle K, Stop The Shoppers, Peter Scherer, Burhan Öçal sowie Kieloor Entartet, George Crumb und Shostakowitsch veröffentlicht hat.
Das Buch ist reich bebildert, mit kurzweiliger Grafik. Ein Index fehlt, wäre wohl zu ausufernd gewesen.
Mit herzlicher Empfehlung.
Bitte bestellt das Werk direkt über den Buchhandel.
Herzliche Grüsse, Veit
PS. Dank dem Gitarristen Chanan Hanspsal bekam Infra Steff kürzlich eine internationale Würdigung. Absolut spannende, auf englisch erzählte Story über 24 Minuten, mit viel Bildmaterial.