Syd Barrett hat zur ewigen Ruhe gefunden
Special Review vom 31. Mai 2006
SYD BARRETT. Eine legendäre Gründerfigur der psychedelischen Rock-Bewegung hat "zur ewigen Ruhe" gefunden. Anlass zu einem kleinen Rückblick. Sein Beitrag zum ersten PINK FLOYD-Album "The Piper At The Gates Of Dawn" (1967) bleibt epochal, ergänzend dazu finden wir wichtige andere BARRET-Tracks auf der Compilation "Relics". Seine beiden Soloalben fand ich nur ansatzweise geglückt, z.B. im Vergleich mit dem Seelenverwandten Daevid Allen, Gitarrist bei Soft Machine und Gong. Es fehlen im Rückblick geniale Killer-Riffs wie "Arnold Layne" oder "Interstellar Overdrive". Der Barrett-Mythos wurde durch seine grössten Fans meiner Meinung nach stark überhöht. Vor zwei Jahren bei einem Abendessen war ich mit Journalist Jean-Martin Büttner einig, dass die ungesunde psychische Entwicklung von Syd Barret von zahlreichen Fans verharmlost und romantisch verklärt wurde. Labile Personen schluckten zuhauf zuviel LSD, das konnte nicht gut gehen. Nick Drake strauchelte vermutlich bereits über Cannabis. Die schönste Anekdote dazu erzählte kürzlich John Martyn in einem Interview. Nick Drake verliebte sich in Francoise Hardy, fuhr nach Paris, blickte drei Tage zum Appartement der Angebeteten hoch und reiste unverrichteter Dinge wieder ab. Item. Pink Floyd hat die letzten drei Generationen massiv beeinflusst, mit ganz unterschiedlichem Resultat. Meine Hauptnahrung war "Atom Heart Mother" (70) sowie der phantastische Open Air-Auftritt "Live At Pompey" (72) ohne Publikum, dann zum Abschluss "Wish You Were Here" (75). "Dark Side..." (73) fand ich bereits nach einem Jahr erstaunlich blass und pompös, ab "Animals" (77) habe ich Pink Floyd abgelehnt. Alles subjektiv, denn ein jüngerer Freund mit erlesenem Geschmack nennt "The Wall" (80) und "Final Cut" (83) noch heute Schlüsselwerke seiner musikalischen Biographie. Wie Syd Barrett wohl 2006 geklungen hätte? Ganz einfach: nimm das aktuelle Comeback-Album "My Dark Places" von TV PERSONALITIES. 1980 hatte Leader Daniel Treacy auf einer Punksingle noch pfiffig geträllert "I know where Syd Barrett lives", inzwischen hat sich sein mentaler Zustand dem Idol erschreckend angenähert: desolat und perspektivlos... Von Syd Barrett empfehle ich die "Best Of" (32.- Fr) mit Material von 1968-70. Syd Barrett