Leyla Mc Calla
A Day For The Hunter, A Day For The Prey
Globalista
Glücklicher Fehlgriff
Leyla McCalla, die amerikanische Sängerin mit haitianischen Wurzeln, traktiert ihr Cello, als sei es eine Gitarre.
Als Leyla McCalla mit neun Jahren ein Instrument auswählen sollte, stellte sie sich vor, ein Cello sei etwas zum Dreinblasen. «Dann zeigte mir die Lehrerin dieses Riesending, das fast so gross war wie ich, und ich verliebte mich in seinen Klang», erinnert sich die 1985 in New York geborene Musikerin. «Es mag verrückt klingen, aber für mich ist ein Cello ein Lebewesen. Es ist nicht nur für den Konzertsaal gedacht.» Deshalb spielte McCalla es in New Orleans jeweils im Freien. Das erregte die Aufmerksamkeit der Carolina Chocolate Drops, einer Gruppe, welche die verschüttete Tradition schwarzer Stringbands freizulegen beschloss und eine Cellistin brauchen konnte.
Bald aber machte sich McCalla, die auch Banjo und Gitarre spielt, selbstständig und begann eigene Songs zu schreiben, inspiriert von der Musik Haitis wie dem Jazz und Blues der amerikanischen Südstaaten. «Vari-Colored Songs» hiess ihre erste CD, «A Day for the Hunter, a Day for the Prey» die zweite. Ihre dunkle, leicht raue Stimme geht einem direkt ins Herz, egal ob sie auf Englisch, Französisch oder Haiti-Kreolisch singt. Denn McCallas Eltern wurden beide auf Haiti geboren, zogen aber in die USA, um von dort aus den Kampf gegen den Diktator Duvalier zu führen.
Im Moods wird McCalla mit ihrem Mann, dem Multiinstrumentalisten Daniel Tremblay, auftreten sowie mit der Geigerin La Bria Bonet. Aber es ist vor allem Leyla McCalla selbst, der man wie gebannt zuschaut, wenn sie die Saiten ihres Cellos nicht nur mit dem Bogen streicht, sondern sie mal anschlägt, als sei es eine Gitarre, oder sie ebenso virtuos mit den Fingern zupft wie die Saiten ihres Tenorbanjos. (Thomas Bodmer, April 2017, Züritipp)