Aviary


Julia Holter

Aviary

Rec Rec & Umfeld

Erstmals gehört auf einem Sampler des Berliner Monika-Labels, hat sich Sängerin / Keyboarderin JULIA HOLTER (*1984) rasant entwickelt und veröffentlicht mit "Aviary" das bisher visionärste Werk. Erinnert nacheinander an Laurie Anderson, Carla Bozulich oder Tori Amos. (Oktober 2018)

"I Shall Love 2" :

"Words I Heard" :

Geniale Überfrachtung

Der erste Track ist wie eine Ouvertüre: Er legt den Teppich aus, für das was kommt, mit Dramatik und apokalyptischen Feelings. Die Sounds schillern, die Stimme erhebt sich über die zusammenbrechende Welt. Es ist ein pathetisches Staunen, in dem sich die Abgründe erst noch öffnen. Die amerikanische Elektro-Pop Musikerin Julia Holter hat mit ihrem fünften Album ein opulentes Werk geschaffen: «Aviary» ist orchestral, dunkel, elektronisch, melancholisch und doch auch tröstlich. Laut Holter widerspiegelt das Album «den Missklang des Geistes in einer schmelzenden Welt». Dabei denkt sie an das Aufkommen von Autokratien, Gewalt und den Zerfall von humanistischen Werten. Das Ineinander von minimalistisch hämmernden Tasten, Pop-Elegien und Sound-Collagen offenbart experimentelle Kanten. Das Album ist so vollgepackt mit Ideen und Arrangements, dass man es bei allem Wohlwollen kaum zu Ende hören mag. «Mega interessant und wichtig», werden sich die Hipster denken, aber sich dann doch lieber leichter Kost zuwenden, um sich zu versichern, dass sie noch am Leben sind.

Pirmin Bossart in der Luzerner Zeitung, 30. Okt 2018