Fishsticks 1978-2014 (CD-R)

Eddie Feldmann

Fishsticks 1978-2014 (CD-R)

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EDDIE FELDMANN "Hätt är d'Chrütli besser kennt …" (2013, Fish Records, CD-R) 35:15/15 - & EDDIE FELDMANN "Fishsticks 1978-2014" (2015, Fish Records, CD-R) 78:11/30 - Geboren am 12. Juni 1964 in Bern. Aufgewachsen in Worb / Kanton Bern, seit 25 Jahren wohnhaft in Zug, Sozialpädagoge, verheiratet, 3 erwachsene Söhne. - Glaubten wir nach den drei hervorragenden Büchern "Hot Love", "Heute und Danach" und "Die Not hat ein Ende" (Hg: Lurker Grand & André Tschan) wirklich alles über die Schweizer Musikszene der 1980er Jahre zu kennen, kommen die zwei Debutalben des verzückten Musikanten EDDIE FELDMANN einer kleinen Sensation gleich. Obwohl allesamt Home-Recordings, kommt der Sound verblüffend klar und die Mundart-Sprache deutlich verständlich daher, und machen die 125 Minuten dieser zwei Alben zu einem grossen Vergnügen. Ein kreativer Derwisch, der nebst überzeugenden Eigenkompositionen zahlreiche bekannte Lieder mit eigenen Mundart-Variationen bestückt, die einige verblüffende Überraschungen enthalten. Adaptionen von JOHNNY CASH ("Bezirksgfängnis Froubrunne Blues"), RAMONES ("Glücklechi Familie)", ROLLING STONES ("Gschpürschmi"), SHOCKING BLUE ("I Ma Nid"), MANI MATTER ("Wilhelm Tell"), POLO HOFER ("Psychose"), JOHN COOPER CLARKE ("I Don't Want To Be Nice") oder WRECKLESS ERIC ("Hoger"), die alle gekonnt zwischen Parodie und Hommage hin- und herpendeln. EDDIE FELDMANN zaubert einige musikalische Raffinessen aus dem Hut, Eddie ist sein bester und treuster Sideman, er spielt im Playback-Verfahren gleich alle Instrumente selbst: Gitarren, Bass, Drums, Klavier, Casio, Ukulele, Kindersax, Xylophon, Salatschüssel, Geräusch … Seit 2012 hat FELDMANN sein eigenes Tape-Archiv systematisch aufgearbeitet, ältere Aufnahmen seit 1978 entdeckt, als er ein "kleiner, dünner Punk" war und sein erstes Stück schrieb, nachdem er zu Besuch in der Stadt Bern von einer Horde Teddy-Boys zusammengeschlagen wurde. Sehr erheiternd, wie EDDIE dieses Erlebnis am 16. Nov 2014 im Pfadizelt der Chilbi Baar mit lakonischem Humor und Sprechgesang im Stile eines souveränen Entertainers zum Besten gibt. Ursprünglich war "Teddyboy" (Tr. 8 der Anthologie "Fishsticks") ein Stück seines ersten Punktrios FISH von 1979. Sehr schön auch der treffende Witz seiner knappen Kommentare zu jedem der 30 Stücke auf "Fishsticks". Aufnahmeorte Niederwangen 1981, Worb 1978-79, Frauenkappelen 1991, Cham 1994, Bern 1983, Brügg 1987 bis Zug 2014. "Rekonstruktion einer uralten, völlig kaputten Kassette. Der spontane Bandriss beim Überspielen (Schrauben und Kleben zum Trotz) gibt dem Ganzen die authentische Würze" - oder "Der geniale norwegische Musiker und Innovator Helge Gaarder ist leider 2004 verstorben. Ich habe "Jeg Vil Bli Som Jesus" von Gaarders legendärer Band KJOTT wortgetreu ins Berndeutsche übersetzt, im zweiten Teil aber den norwegischen Originaltext belassen. Es tönt einfach schöner"… In vielen Details wird klar, wie stark sich FELDMANN mit dem Gestus des britischen Punks wie zB. TV PERSONALITIES, speziell auch mit Punk aus der Schweiz auseinandergesetzt hat. Sehr überzeugend, wie er etwa den lockeren Folklore-Punk von MOTHERS RUIN oder SPERMA aus dem Ärmel schüttelt (siehe "Ds Ändi vo dere Wäut", "Ogi" oder "Ueli Isch Ä Souhung"), grossartig auch seine SYD BARRETT-Coverversion "Octopus", eine Widmung an den einflussreichen ersten Gitarristen von PINK FLOYD. Sehr interessant auch die 10-minütige Sound-Collage "Intermission" (1979) des 15-jährigen Eddie, das im Januar 2014 finnisch eingesungene "Ei Mittään" (1978) von HECTOR, eine Adaption von "Nothing" der amerikanischen Ur-Strassenmusiker THE FUGS - oder "Acht kurze Gedichte" (2012, die zeigen: die DADA-Bewegung oder ein ANDRE THOMKINS sind ihm nicht unbekannt). Um 1990 herum spielte er in einem Hardcore-Trio namens HUMANOPATHIX, mit dabei war dort PETER SARBACH (als Brachial-Schlagzeuger), der ab 1997 als Liedernarr ins Sortiment kam vom Rec Rec Shop und seither 8 CDs bei Sound Service veröffentlicht hat. EDDIE FELDMANN kenne ich seitdem als seltenen, aber aufmerksamen Gast (er liess sich Shop-Konzerte von WELTTRAUMFORSCHER oder PATRIK FITZGERALD nicht entgehen), aber das Universum seines musikalisch-poetischen Archivs war auch mir bisher unbekannt. Mehrmals bereits wurden seine Alben direkt aus dem Player gekauft, als ich sie in Vorbereitung zu diesem Review im Laden laufen liess. (August 2015)

Teddyboy:

Bezirksgfängnis Froubrunne Blues:

Am Sueche (Video-Clip):