Pink Floyd
Piper At The Gates Of Dawn
Rec Rec & Umfeld
Chris Cutler hält zurecht viel von SYD BARRETT, dem ersten Gitarristen von Pink Floyd. Mit seinem erneuernden Gitarrenstil hat er viele New Wave-Bands der ersten Stunde beeinflusst: Wire, XTC, Talking Heads... (September 1983)
SYD BARRETT. Eine legendäre Gründerfigur der psychedelischen
Rock-Bewegung hat "zur ewigen Ruhe" gefunden. Anlass zu einem kleinen
Rückblick. Sein Beitrag zum ersten PINK FLOYD-Album "The Piper At The
Gates Of Dawn" (1967) bleibt epochal, ergänzend dazu finden wir wichtige
andere BARRET-Tracks auf der Compilation "Relics". Seine beiden
Soloalben fand ich nur ansatzweise geglückt, z.B. im Vergleich mit dem
Seelenverwandten Daevid Allen, Gitarrist bei Soft Machine und Gong. Es
fehlen im Rückblick geniale Killer-Riffs wie "Arnold Layne" oder
"Interstellar Overdrive". Der Barrett-Mythos wurde durch seine grössten
Fans meiner Meinung nach stark überhöht. Vor zwei Jahren bei einem
Abendessen war ich mit Journalist Jean-Martin Büttner einig, dass die
ungesunde psychische Entwicklung von Syd Barret von zahlreichen Fans
verharmlost und romantisch verklärt wurde. Labile Personen schluckten
zuhauf zuviel LSD, das konnte nicht gut gehen. Nick Drake strauchelte
vermutlich bereits über Cannabis. Die schönste Anekdote dazu erzählte
kürzlich John Martyn in einem Interview. Nick Drake verliebte sich in
Francoise Hardy, fuhr nach Paris, blickte drei Tage zum Appartement der
Angebeteten hoch und reiste unverrichteter Dinge wieder ab. Item. Pink
Floyd hat die letzten drei Generationen massiv beeinflusst, mit ganz
unterschiedlichem Resultat. Meine Hauptnahrung war "Atom Heart Mother"
(70) sowie der phantastische Open Air-Auftritt "Live At Pompey" (72)
ohne Publikum, dann zum Abschluss "Wish You Were Here" (75). "Dark
Side..." (73) fand ich bereits nach einem Jahr erstaunlich blass und
pompös, ab "Animals" (77) habe ich Pink Floyd abgelehnt. Alles
subjektiv, denn ein jüngerer Freund mit erlesenem Geschmack nennt "The
Wall" (80) und "Final Cut" (83) noch heute Schlüsselwerke seiner
musikalischen Biographie. Wie Syd Barrett wohl 2006 geklungen hätte?
Ganz einfach: nimm das aktuelle Comeback-Album "My Dark Places" von TV
PERSONALITIES. 1980 hatte Leader Daniel Treacy auf einer Punksingle noch
pfiffig geträllert "I know where Syd Barrett lives", inzwischen hat
sich sein mentaler Zustand dem Idol erschreckend angenähert: desolat und
perspektivlos... (Special Review 31. Mai 2006)