Timber Timbre
Timber Timbre (2-CD)
Popular
Ein phänomenales Album, ein Hauptereignis der Saison, welches zu unzähligen Assoziationen Anlass gibt und in der Melancholie angenehm kühlend wirkt. Es gibt Legionen von Singer/Songwritern seit dem Wiederaufkommen der Welle um 1995, aber TIMBER TIMBRE sticht eindeutig als Meilenstein heraus. Bereits wurden Vergleiche gezogen zu LAMBCHOP, 16 HORSEPOWER, SCOTT WALKER, JULIAN COPE, TIM BUCKLEY, ANTONY, JOE HENRY... Sieben Stücke, dazu gehört ein Intro und der Abspann. Die mittleren fünf Stücke sind ein Ereignis. 2. "Lay Down In The Tall Grass": Ein wunderbar wippender Slow-Motion Twist, die Worte klar intoniert mit überraschenden Schlenkern in der Stimme, wie sie bereits ELVIS PRESLEY draufhatte (überhaupt besitzt die Stimme des 28jährigen Kanadiers TAYLOR KIRK eine eindeutig erotische Komponente), begleitet von einer herzhaft antiquiert klingenden Orgel. 3. "Until The Night Is Over": Langsam heranschleichend, orientalisch klingend, unglaublich melodiös. Die erste Zeile von "House Of The Rising Sun" der ANIMALS (mit Eric Burdon) wird zitiert. Das ist hymnische Schönheit und trotzdem "Down To Earth".... 4. "Magic Arrow": Klingt der abstrakte Bass zu Beginn nicht haargenau nach YOUNG MARBLE GIANTS? Dieses einzigartige Album "Collosal Youth" von 1980, welches bis heute in keine Schublade versorgt werden konnte. Dasselbe Stück hat den Zürcher Musiker & Soundmixer STEPHEN THOMAS gar an ALAN VEGA erinnert, als dies ein DJ abspielte und er sofort aufhorchte. 5. "We'll Find Out": ist einfach ein köstliches Stück Schmalz, mit Geigen, Sprechgesang und Chörli. 6. "I Get Low": Wieder diese exotisch klingende Orgel, E-Piano, Stehbass - ein ruhiger Puls geht durch das ganze Stück, und zum Schluss erklingen auf dem Keyboard geniale "Flötentöne". 7. "Trouble Comes Knocking": Achtung: Kriminaltango! Zelebriert wird eine bedrohliche Unwetter-Stimmung, das klingt wie ein unheilvoll anschwirrender Bienenschwarm (und erinnert an das halb vergessene Intro von "Magicke Noci" des Debuts der tschechischen Undergroundband PLASTIC PEOPLE OF THE UNIVERSE von 1974) die Stimmung kippt dann aber wunderschön wieder in hellere Gefilde und verwöhnt uns nochmals mit dieser unnachahmlich wippenden ANIMALS-Orgel inkl. sirrendem Geigensolo, welches einen bizarren Gypsy-Swing erahnen lässt. Das letzte Stück könnte für praktisch jeden Film als Abspann verwendet werden, Chill-Out mit Banjo und Geige, Balsam für die aufgewühlten Emotionen nach dieser einzigartigen Achterbahnfahrt. (August 2010)