Gerhard Rühm
Verlier nicht den Kopf aus Liebe (3-CD)
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Diese preisgünstige 3CD-Edition versammelt Lieder von 1949-99 in einer Neueinspielung und dokumentiert die grosse, einsame Klasse des 74-jährigen Poeten Gerhard Rühm aus Wien. Die Geschichte des deutschsprachigen Chansons wird nach Kenntnisnahme dieser Box in Zukunft umgeschrieben werden müssen. Mit der gefühlsarmen Stimme eines unterbeschäftigten Sekretärs, singt Rühm seine umwerfend lakonischen Lieder und melancholischen Männerphantasien mit charmanter Dekadenz. Hinter einem vermeintlich braven, gefälligen Klavierstil lauern die frivolen Abgründe des schwarzen Humors. Man glaubt die Spielart auf Anhieb zu kennen, die Sprache hat aber doppelte Böden. Hören Sie sich z.B. „Traurig steigt der Lift empor“ oder „Wenn Männer zerbrechen“ an. Das Piano sorgt immer wieder für spannende Überraschungen, mit kühlen artistischen Einlagen von Piano zu Fortissimo, bis hin zu hektischem Stakkato. CD 1 vertont auch Gedichte seiner Freunde Konrad Bayer und Oswald Wiener, während CD 3 ganze Zyklen von deutschen Dichtern enthält: Heinrich Heine, Wilhelm Busch, Erich Mühsam, Kurt Tucholsky, Franz Wedekind, Ferdinand Hardekopf u.a. Ein Meister der knappen Form, sind zwei Drittel der Lieder unter zwei Minuten gehalten. Neben Georg Kreisler eine weitere wichtige und elegante Vaterfigur für spätere Exponenten des Genres wie André Heller, Georgette Dee oder Muda Mathis von Les Reines Prochaines. (Januar 2005, Kolumne im Tagblatt Zürich)