REC REC ist SUPER
News vom 22. Oktober 2019
Liebe Leute,
Hier ein paar Empfehlungen aus dem Hause Rec REC.
Mit bestem Gruss, Veit
Arno
Hier wird Staub aufgewirbelt, ARNO am Strand. Sobald das Booklet
herausgezogen wird, sehen wir den belgischen Barden in Farbe. JOHN
PARISH hat zuletzt den grossen Wurf "Designer" von Aldous Harding
produziert und musikalisch verzaubert. ARNO steigert sich in eine
melodietrunkene Spätform, die rauchtige Stimme wird akkurat eingebettet
in vielfältige Songformate wie Blues und Chanson. Besonders eindrücklich
sind drei englisch gesungene Tracks, wie etwa "Lady Alcohol".
Beatles
Wiederhören 2019 mit veränderten Klangfarben, ein bezauberndes Album mit
vielen Tracks, die zT. erstaunlich kurz und schillernd ausgefallen
sind. Mir gefällt dass die zwei Stücke am Ende der Plattenseiten A und B
mitten im Stück abgebrochen werden: das 8-minütige "I Want You / She's
So Heavy" mit der Orgel von Billy Preston, unheilvoll sich langsam
steigernde, tief entschlossene Pink Floyd-Riffs mit Hang zum Heavy
Metal, bis zum abrupten Schluss. Weltklasse! Sowie auch die 25 Sekunden
von "Her Majesty". Ein Konzeptalbum mit deutlichem Einfluss auf noch
kommende Werke. Zahlreiche Bonustracks.
Stephan Eicher
Ein sorgfältig produziertes, "romantisches" Alterswerk von STEPHAN
EICHER, mit Ecken und Kanten und zahlreichen Streicherpassagen. Die vier
Sprachen bereichern seine Ausdruckskraft, der Sänger bleibt damit
unberechenbar. Die Abfolge der Tracks ist zuweilen sprunghaft, aber das
verhindert eine zu rasche Gewöhnung. Aktueller Lieblingstrack: "Gang Nid
Eso".
Kim Gordon
Ihre Memoiren "A Girl In A Band" (2015) empfehle ich immer wieder, als
Beispiel einer feministischen Musikerin, die atmosphärisch Zeitstimmung
aufzeigt von den düsteren Jahren in Kalifornien 1969 nach dem Mord in
Altamont, über die musikalische Initialzündung durch die Compilation "No
New York" 1980, ihre nahe Beziehung zu Kurt Cobain 1994, bis hin zur
Auflösung der Sonic Youth 2011. Der Vorwurf war lächerlich, sie bediene
damit bloss den Voyeurismus. Das Soloalbum "No Home Record" verblüfft
mit einem starken Video zu "Sketch Artist", sowie einer unbequemen wie
mitreissenden Songkollektion, in wahrer Sonic Youth-Tradition.
Brittany Howard
Lange erwartetes Solodebut der eindrücklichen Leadsängerin von ALABAMA
SHAKES. Das soulige Video "Stay High" hat über 7 Millionen Klicks und
9413 Kommentare.
Knoedel
Hier ist – nach 17 Jahren Pause – die klingende Wiedervereinigung einer
Band zu bestaunen, die in den 1990er Jahren weltweit Furore machte. Das
Oktett vermählte mit Blas-, Streich- und Zupfinstrumenten alpine
Volksmusik mit Strawinsky, Weill oder Rota – so oder ähnlich wurde das
damals beschrieben. Jedenfalls schauten die Musiker weit über den
Knödeltellerrand hinaus. In der Zwischenzeit haben sie internationale
Karrieren hingelegt, in der Alten wie in der Neuen Musik. Ihr
musikalisches Mastermind Christof Dienz rief vor etlichen Monaten ins
Studio. Alle kamen. Das Ergebnis beschreibt der für seine Theaterstücke
und Filmdrehbücher bekannte Autor Felix Mitterer so:«Diese Musik ist
wie ein Traum, den ich einmal in Irland hatte. (Der Morgen dämmerte
schon, die Fensterbalken waren geschlossen.) Eine Welle durchflutete
langsam pulsierend meinen Körper, sanft und kühl, wohltuend wie nie
etwas zuvor, irgendwie blau, phosphoreszierend – und ich hob ab, in die
Unendlichkeit.»
Knöppel
KNÖPPEL did it again! Seien wir ehrlich: es funktioniert vor allem wegen
dem genialen Ostschweizer Dialekt, bei dem wir "Zürcher" zahlreiche
"Ohrfeigen-Gesichter" assozieren. Das Debut wurde hier vier Monate lang
verkauft, bis ich erstmals reinhörte. "Grins!" - Absolut coole und
schnörkellose 08/15 Punkrock-Band, mit einem beflügelten Frontmann, dem
zuviel Schimpfwörter ins Frühstücksbrot gedrückt wurden. Wer das ganze
Spektakel auch als Persiflage auf die weit verbreitete Macho-Kultur
versteht, hat bestimmt viel Spass daran. Das Motto lautet: "Immer voll i
d'Eier"
Mark Lanegan
Im Herbst 2019, während Nick Cave zunehmend an Himmelspforten klopft
(siehe Review im nächsten Rundmail, sein Album erscheint am 8. Nov),
wenden wir uns einem Seelenbruder zu, denn MARK LANEGAN (ex-Screaming
Trees) verfügt momentan über das ganze Klangspektrum im düsteren Kosmos.
Eine grosse Stimme seit seinen ersten Soloscheiben auf Sub Pop und
Beggars Banquet. Dann kamen die Labels V2, Ipecak und jetzt Heavenly,
ein Ableger von Creation Records. Der Hüne mit den zwei Goldzähnen
überzeugt hier mit 14 aktuellen, hart geschliffenen Diamanten.
Tinariwen
TINARIWEN sind wieder da mit "Amadjar", alle zwei Jahre ein Album, stets
im Takt. Kann mich momentan gar nicht satthören, ausgesprochen delikat
diese Früchte aus Mali. Abgerundet von illustren Gästen wie Rodolphe
Burger, Cass McCombs, Warren Ellis, Stephen O'Malley u.a.