REC REC ist SUPER

REC REC ist SUPER

News vom 22. Oktober 2019

Liebe Leute,

40 Jahre Rec Rec Shop. Zeichnung meiner Tochter RAFFAELA, Februar 1998, damals acht Jahre alt. "REC REC IST SUPER" schreibt sie dazu.
Herzlichen Dank für diese Würdigung.

Hier ein paar Empfehlungen aus dem Hause Rec REC.

Mit bestem Gruss, Veit

Arno
Hier wird Staub aufgewirbelt, ARNO am Strand. Sobald das Booklet herausgezogen wird, sehen wir den belgischen Barden in Farbe. JOHN PARISH hat zuletzt den grossen Wurf "Designer" von Aldous Harding produziert und musikalisch verzaubert. ARNO steigert sich in eine melodietrunkene Spätform, die rauchtige Stimme wird akkurat eingebettet in vielfältige Songformate wie Blues und Chanson. Besonders eindrücklich sind drei englisch gesungene Tracks, wie etwa "Lady Alcohol".

Beatles
Wiederhören 2019 mit veränderten Klangfarben, ein bezauberndes Album mit vielen Tracks, die zT. erstaunlich kurz und schillernd ausgefallen sind. Mir gefällt dass die zwei Stücke am Ende der Plattenseiten A und B mitten im Stück abgebrochen werden: das 8-minütige "I Want You / She's So Heavy" mit der Orgel von Billy Preston, unheilvoll sich langsam steigernde, tief entschlossene Pink Floyd-Riffs mit Hang zum Heavy Metal, bis zum abrupten Schluss. Weltklasse! Sowie auch die 25 Sekunden von "Her Majesty". Ein Konzeptalbum mit deutlichem Einfluss auf noch kommende Werke. Zahlreiche Bonustracks.

Stephan Eicher
Ein sorgfältig produziertes, "romantisches" Alterswerk von STEPHAN EICHER, mit Ecken und Kanten und zahlreichen Streicherpassagen. Die vier Sprachen bereichern seine Ausdruckskraft, der Sänger bleibt damit unberechenbar. Die Abfolge der Tracks ist zuweilen sprunghaft, aber das verhindert eine zu rasche Gewöhnung. Aktueller Lieblingstrack: "Gang Nid Eso".

Kim Gordon
Ihre Memoiren "A Girl In A Band" (2015) empfehle ich immer wieder, als Beispiel einer feministischen Musikerin, die atmosphärisch Zeitstimmung aufzeigt von den düsteren Jahren in Kalifornien 1969 nach dem Mord in Altamont, über die musikalische Initialzündung durch die Compilation "No New York" 1980, ihre nahe Beziehung zu Kurt Cobain 1994, bis hin zur Auflösung der Sonic Youth 2011. Der Vorwurf war lächerlich, sie bediene damit bloss den Voyeurismus. Das Soloalbum "No Home Record" verblüfft mit einem starken Video zu "Sketch Artist", sowie einer unbequemen wie mitreissenden Songkollektion, in wahrer Sonic Youth-Tradition.

Brittany Howard
Lange erwartetes Solodebut der eindrücklichen Leadsängerin von ALABAMA SHAKES. Das soulige Video "Stay High" hat über 7 Millionen Klicks und 9413 Kommentare.

Knoedel
Hier ist – nach 17 Jahren Pause – die klingende Wiedervereinigung einer Band zu bestaunen, die in den 1990er Jahren weltweit Furore machte. Das Oktett vermählte mit Blas-, Streich- und Zupfinstrumenten alpine Volksmusik mit Strawinsky, Weill oder Rota – so oder ähnlich wurde das damals beschrieben. Jedenfalls schauten die Musiker weit über den Knödeltellerrand hinaus. In der Zwischenzeit haben sie internationale Karrieren hingelegt, in der Alten wie in der Neuen Musik. Ihr musikalisches Mastermind Christof Dienz rief vor etlichen Monaten ins Studio. Alle kamen. Das Ergebnis beschreibt der für seine Theaterstücke und Filmdrehbücher bekannte Autor Felix Mitterer so:«Diese Musik ist wie ein Traum, den ich einmal in Irland hatte. (Der Morgen dämmerte schon, die Fensterbalken waren geschlossen.) Eine Welle durchflutete langsam pulsierend meinen Körper, sanft und kühl, wohltuend wie nie etwas zuvor, irgendwie blau, phosphoreszierend – und ich hob ab, in die Unendlichkeit.»

Knöppel
KNÖPPEL did it again! Seien wir ehrlich: es funktioniert vor allem wegen dem genialen Ostschweizer Dialekt, bei dem wir "Zürcher" zahlreiche "Ohrfeigen-Gesichter" assozieren. Das Debut wurde hier vier Monate lang verkauft, bis ich erstmals reinhörte. "Grins!" - Absolut coole und schnörkellose 08/15 Punkrock-Band, mit einem beflügelten Frontmann, dem zuviel Schimpfwörter ins Frühstücksbrot gedrückt wurden. Wer das ganze Spektakel auch als Persiflage auf die weit verbreitete Macho-Kultur versteht, hat bestimmt viel Spass daran. Das Motto lautet: "Immer voll i d'Eier"

Mark Lanegan
Im Herbst 2019, während Nick Cave zunehmend an Himmelspforten klopft (siehe Review im nächsten Rundmail, sein Album erscheint am 8. Nov), wenden wir uns einem Seelenbruder zu, denn MARK LANEGAN (ex-Screaming Trees) verfügt momentan über das ganze Klangspektrum im düsteren Kosmos. Eine grosse Stimme seit seinen ersten Soloscheiben auf Sub Pop und Beggars Banquet. Dann kamen die Labels V2, Ipecak und jetzt Heavenly, ein Ableger von Creation Records. Der Hüne mit den zwei Goldzähnen überzeugt hier mit 14 aktuellen, hart geschliffenen Diamanten.

Tinariwen
TINARIWEN sind wieder da mit "Amadjar", alle zwei Jahre ein Album, stets im Takt. Kann mich momentan gar nicht satthören, ausgesprochen delikat diese Früchte aus Mali. Abgerundet von illustren Gästen wie Rodolphe Burger, Cass McCombs, Warren Ellis, Stephen O'Malley u.a.