Beim Gespräch lacht der Lockenkopf

Beim Gespräch lacht der Lockenkopf

News vom 14. August 2019

Geschätzte Kundschaft
40 Jahre Rec Rec Shop. Bereits vier Shop-Konzerte zum Jubiläum liegen hinter uns, mit der einmaligen Atmosphäre im Raum an der Rotwandstrasse 64. Die Gespräche und Feedbacks sind oftmals witzig und geben viel Kraft. Updates zu den Konzertdaten findet ihr immer aktuell auf der Website. - Maria und ich waren eine Woche in London, bei Freunden in Kilburn und Brixton, mit viel Stadtwandern inkl. Besuche der Tate Modern und dem riesigen botanischen Garten von Kew Gardens. Nach drei Tagen Tessin mit meiner Enkelin kam ich frisch gestärkt zurück und letzte Woche war schon wieder recht viel los. Endlich konnte ich auch wieder ein paar Entdeckungen besprechen, ich hoffe etwas davon entspricht deinem Geschmack.

Mit bestem Gruss, Veit

Black Keys
Bestimmt nicht das beste Album der BLACK KEYS, aber die Musik ist immer erfrischend und ansprechend produziert. Die zwei Masterminds DAN AUERBACH und PATRICK CARNEY präsentieren ihr viertes Album in dieser Dekade, das sechste auf Nonesuch.

Bill Callahan
Nach einem Live- und einem Dub-Album ist dies ein weiteres vollendetes Album von BILL CALLAHAN aka SMOG. Nachfolger von "Dream River" (2013), welches er beim St Galler Konzert im Februar 2014 dem Kulturvermittler und Smog-Fan Polo Magnaguagno (1960-2014) gewidmet hatte. Magnetische Sogkraft auf Samptpfoten, ein Hochgenuss in der Spur von Leonard Cohen, Tom Rapp, Lambchop und Will Oldham.

Grateful Dead
Bereits mit 15 Jahren kam ich als Schüler in Kontakt mit der Musik der Westcoast-Legende GRATEFUL DEAD. Im Spätsommer 1974 kaufte ich das dritte Album mit dem schönen Palindrom-Titel "Aoxomoxoa". "St. Stephen" kannte ich bereits von der faszinierend intensiven "Live/Dead" von 1969, alles andere war neu und herausfordernd. In die Ballade "Rosemary" liess ich mich hineinfallen, und bin weich gelandet. "Mountains Of The Moon" mit dem Harpsichord war bereits "etwas verstrahlt", aber echt völlig abgefahren war "What's Become Of The Baby", mit einer in Acid-Flüssigkeit getauchten Stimme. Ich hab das Stück damals nie geskippt, denn mich hat diese "Musique Concrete"-Stimmung wochenlang beschäftigt - und wohl auch vorbereitet auf später entdeckte Schlüsselwerke von Beefheart ("Trout Mask"), Nico ("Marble Index") und Tim Buckley ("Lorca", "Starsailor"). Sowas nennt man Musikbildung. 1971 gab es einen viel zahmeren Mix der ganzen Platte, den ich kürzlich zum ersten mal auf dieser 50th Anniversary Deluxe 2CD-Edition angehört bekam. Zum Glück habe ich 1974 das Original erwischt.

Aldous Harding
Sehr schönes drittes Album der Sängerin ALDOUS HARDING (*1990) aus Neuseeland. Beim Namen muss ich immer an Aldous Huxley "Brave New World" und John Wesley Harding (Revolverheld 1853-95) denken. Produziert und musikalisch versiert begleitet hat JOHN PARISH. Ein entspannt sparsames und präzises Folkalbum, welches der Nostalgie wenig Platz einräumt. Imposant auch der dezente Einsatz von Streicher & Bläser. Besondere Vorteile: keine Autotune-Effkte mit der Stimme sowie eigenwillige Bühnenpräsenz. Anspieltipp mit sehr coolem Tanzstil: "The Barrel". Am 16. November 2019 im Bogen F.

George Hennig
Der von uns spät entdeckte Basler Songwriter GEORGE HENNIG ist eine vielschichtige und faszinierende Persönlichkeit, der durchaus perfekt arrangierte Songperlen hervorzaubert: und die sind atemberaubend fragil. Der psychedelische Touch seiner Songs erinnert ein wenig an Jacco Gardner oder die "Weird Folk"-Bewegung. Im Rec Rec Shop beim Gespräch lacht der Lockenkopf auf meinen Vergleich hin: "Basel galt während den 70er Jahren als Hochburg der Peter Hammill-Fans". Sein Debutalbum erschien 1981 in Deutschland unter dem Pseudonym JULIEN B "First Snow", mit Fussballer Joe Jordan auf dem Cover in violett. George verfügte über Kontakte, wurde auch gefördert, hielt sich aber souverän auf Distanz zum Mainstream - obwohl gewisse Songs seines riesigen Repertoires durchaus im Radio gespielt werden könnten! Keine Verbitterung ist zu spüren, im Gegenteil: als gelernter Sozialpädagoge hat der Poet immer ein Herz für Aussenseiter bewahrt. Wir greifen zwei aktuelle Alben heraus. Beachtet seine sehr reichhaltige Website.

George Hennig
Der von uns spät entdeckte Basler Songwriter GEORGE HENNIG ist eine vielschichtige und faszinierende Persönlichkeit, der durchaus perfekt arrangierte Songperlen hervorzaubert: und die sind atemberaubend fragil. Der psychedelische Touch seiner Songs erinnert ein wenig an Jacco Gardner oder die "Weird Folk"-Bewegung. Im Rec Rec Shop beim Gespräch lacht der Lockenkopf auf meinen Vergleich hin: "Basel galt während den 70er Jahren als Hochburg der Peter Hammill-Fans". Sein Debutalbum erschien 1981 in Deutschland unter dem Pseudonym JULIEN B "First Snow", mit Fussballer Joe Jordan auf dem Cover in violett. George verfügte über Kontakte, wurde auch gefördert, hielt sich aber souverän auf Distanz zum Mainstream - obwohl gewisse Songs seines riesigen Repertoires durchaus im Radio gespielt werden könnten! Keine Verbitterung ist zu spüren, im Gegenteil: als gelernter Sozialpädagoge hat der Poet immer ein Herz für Aussenseiter bewahrt. Wir greifen zwei aktuelle Alben heraus. Beachtet seine sehr reichhaltige Website.

Rickie Lee Jones
Vierzig Jahre nach ihrem Debüt erscheint mit „Kicks“ das 14. Album von RICKIE LEE JONES. Ein 36-minütiges Werkes voller Coverversionen, finanziert durch Crowdfunding. Rickie Lee Jones‘ Stimme ist immer noch von großer Klarheit und Intensität, die Musik bewegt sich zwischen hypnotischem Zeitlupen-Rock („Bad Company“), smoothem Jazz mit Pop-Flair („Houston“, „You're Nobody 'Til Somebody Loves You“), Charleston-Vaudeville („Nagasaki“) und Chanson mit eigenem Zungenschlag. Herausragend ist Jones‘ „Mack The Knife“-Version, die sie zu einem verrucht-erotischen Bar-Jazz-Ausflug macht, der die intendierte Ruchlosigkeit der besungenen Figur nicht einfach beiseite wischt. „Quicksilver Girl“ (STEVE MILLER BAND!) würde sich gut im Soundtrack eines David Lynch-Films machen. „End Of The World“ ist ein wundervoller Begräbnissong, die passende Begleitung zur letzten Reise, down the Bayou. Am Ende gibt es mit „Cry“ noch eine betörend schöne, intime Version des Songs aus dem Jahr 1951, den Johnnie Ray and The Four Lads zu einem Hit fürs schwarze wie weiße (jugendliche) Publikum werden ließen. Der passende Abschluss für ein atmosphärisches, sehr stimmiges und gekonnt eingespieltes Album (Jochen König).

Long Tall Jeffferson
Längst einen Eintrag verdient hat auch das Schweizer Label RED BRICK CHAPEL. Das Kollektiv überrascht mit einem vielseitigen Programm, welches dem Zeitalter entsprechend nur Digital oder auf Vinyl angeboten wird. Das spannende Instrumentalalbum AUL mit MARTINA BERTHER ist schon bald ausverkauft... Mastermind hinter dem Projekt ist LONG TALL JEFFERSON aka Simon Borer. Am Mittwoch 14. August prominent an den Winterthurer Musikfestwochen, gab er im Radio DRS3 auch ein längeres Interview. Hier präsentieren wir sein zweites Album "Lucky Guy", welches vor Jahresfrist erschienen ist. Kultiviertes Songwriting mit erfahrenem Hintergrund. Keine Eintagesfliege.

Kate Tempest
Worte, die niederprasseln wie Hagelkörner in einem schweren Gewitter. Worte, wie ein reinigender Sturm – Kate Tempest aus London hat sich ihren Künstlernamen nicht umsonst gegeben. Weiter schreibt das Salzhaus Winterthur dazu, wo KATE TEMPEST am 31. Okt 2019 auftritt: Ungefiltert, mit proletarischer Lässigkeit sprudeln die Sätze aus ihr heraus: Da wär ein Europa, das verloren ist. Ein Amerika, ebenso verloren und ein trostloses England, das dem Untergang geweiht ist. Kate Tempest reflektiert und erzählt Geschichten; von Menschen, verloren im digitalen Zeitalter, vom Alleinsein in modernen Grosstädten und der Suche nach Verbindung in einer hektischen, gentrifizierten Welt. Und erzählen kann sie: Mit dem rhythmischen Sog einer Rapperin, mit der Sprachkunst einer Poetin, der Cleverness einer Autorin und der Eindringlichkeit einer Performerin. Energisch, wütend, eine Naturgewalt: Kate Tempest.

Gianluca Trovesi & Gianni Coscia
Die Veranstalter schreiben zum Konzert vom 3. Oktober 2019 in Zürich: "Welche Ehre, die beiden Altmeister im Kulturmarkt zu Gast zu haben! Seit Jahrzehnten spielen der 88-jährige Akkordeonist Gianni Coscia und der gut zehn Jahre jüngere Klarinettist Gianluigi Trovesi gemeinsam. International als Duo bekannt wurden die beiden hochvirtuosen norditalienischen Musiker mit den ECM-CDs «In Cerca di Cibo» und «Round about Weill». Ebenfalls bei ECM haben sie diesen Sommer ihr neustes Album «La Misteriosa Musica della Regina Loana» veröffentlicht, das Giannis lebenslangem Freund Umberto Eco gewidmet ist. Ihre Konzerte sind ein einzigartiges sinnliches Wechselbad zwischen Jazz und mediterraner Kunstmusik, Witz und Ernsthaftigkeit, Intellekt und Emotion – ein ureigener musikalischer Kosmos! "